Lourens van der Westhuizens Weingut steckt noch in der Kinderschuhen, ist erst acht Jahre jung und wie so oft, wenn es sich um frisch konzipierte Projekte handelt, ist es ambitioniert und durchdacht. Lourens selbst sprang also nicht einfach ins kalte Wasser, sondern hat in seiner Biographie Abschlüsse in Önologie und Obstbau stehen und Lehrjahre bei David Finlayson, einem der ganz großen Winemaker Südafrikas.
Und weil Südafrika zwar das Ende der Welt aber eben nicht die ganze Welt ist, reiste er zudem mit seiner Frau Lizette dorthin, wo man schauen, Ideen gewinnen und lernen kann – in das Burgund und in die Champagne .
Das Resultat dieser Erkenntnissammlung ist Arendsig. Die erste Gewissheit, die Lourens&Lizette hatten, war die Notwendigkeit einer kühlen Location. Man ging also weit in den Süden und fand den perfekten Platz 50 Kilometer nördlich von dem Ort, wo Afrika wirklich endet. Sie waren dort nicht die ersten, Robertson zieht seit einiger Zeit die besten Winzer des Landes an, vor allem jedoch diejenigen, die ihren Weine eine „cool climate“ Stilistik mitgeben wollen.
Robertson ist beständig den Winden des Ozeans ausgesetzt, die Tage sind zwar trocken und heiß, die Nächte jedoch – und das ist wichtig für die Balance und Eleganz der Weine – sind frisch. Das liegt auch an der Topographie der Gegend. Robertson ist dort, wo die Westhuizens leben hügelig und wellig, die Lagen befinden sich auf 300 bis 600 Meter. Regen fällt wenig und wenn, dann schluckt ihn eine dünne Schicht Humus, die auf hartem Fels liegt. Bewässerung ist also beizeiten notwendig und doch hält man sich diesbezüglich zurück, wohl wissend, dass die Reben mit schweren Bedingungen umzugehen lernen müssen. Das Resultat lässt sich nun seit einigen Jahren kosten und was Lourens auf Arendsig produziert, beeindruckt nicht nur die Kritiker.
Dabei spielen wiederum ein paar Faktoren wesentliche Rollen. Arendsig ist für südafrikanische Verhältnisse klein und Lourends kennt jeden einzelnen seiner Stöcke und weiß, was er braucht. Zudem sind die Reben zwar jung, doch stehen sie dafür auch dort, wo sie sollen. Der Chardonnay liebt Kalk (das Burgund ist diesbezüglich der beste Zeuge) und dort wächst er auch, bevor er manuell gelesen, spontan vergoren und in gebrauchten Fässern 12 Monate auf der Hefe belassen wird. Das schmeckt dann kompakt und saftig, ist würzig am Gaumen und etwas tropisch in der Nase, hat Finesse und auch Power. Grillt man Geflügel, passt er perfekt. Grillt man nun lieber Größeres, dann würde sich der Shiraz dazu empfehlen. Der ist zwar noch jung (2011), doch matchen sich im Glas bereits Pfeffer, Efeu, viel dunkle Zwetschke, Brombeeren und Kräuter und ergeben eine gelungene Balance. Der Cabernet setzt den Schlussakt, ein kräftiges Monument, das sich aus Tabak und Johannisbeeren, Kaffee und Kirschen zusammensetzt und durch das feine Tannin und die lebendige Säure auch die nötige Eleganz mitbringt.
Das Fazit? Wenn man nach acht Jahren bereits solch beeindruckende Weine hinbekommt, braucht man sich vor der Zukunft ganz sicher keine Sorgen machen.
Klein und fein ist Lourens van Westhuizens junges Weingut. Ganz im Süden des Kontinents gelegen, kracht hier Indischer auf Atlantischen Einfluss. Fazit: elegante, terroirbetonte, animierende und langlebige Weine, die Lust auf mehr machen.