Rebfläche: 101.325 Hektar
Wein in Liter: 1.043 Millionen
Lage: 31.-34. südlicher Breitegrad
Produzenten: 504 private Weingüter, 58 Genossenschaften, 3.500 Arbeiter/Angestellte, 350.000 Farmarbeiter
Pro-Kopf Verbrauch: 7,4 Liter
Export: 312 Million Liter (ca. 32%)
Regionen: Cape South Coast, Coastal Region, Olifants River, Klein Karoo, Breede River Valley. Das kontrollierte Herkunftssystem „Wines of Origin” unterscheidet zudem 25 Districts (Gebiete) und 66 Wards (Bezirke)
Rebsortenspiegel: ca. 55% Weißweine, 45% Rotweine
Die wichtigsten weißen Rebsorten: Chenin Blanc, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Muscat, Semillon, Viognier
Die wichtigsten roten Rebsorten: Cabernet Sauvignon, Shiraz, Pinotage, Cabernet Franc, Grenache, Mourvedre, Merlot, Malbec
Bücher:
Platter´s South African Wines (unumstrittene südafrikanische Weinbibel – erscheint jährlich)
Swart&Smit: The Essential Guide to South African Wines: Terroir & Travel
Ernst/de Villiers: Weinvisionäre: Menschen und ihre Weingüter in Südafrika
Die folgenden Zeilen sind ein beredtes Beispiel dafür, was für Entdeckungen uns aus Südafrika in den nächsten Jahren noch bevorstehen werden. Dafür reicht fürs erste ein Blick zurück, weit zurück. Südafrikas Rebstöcke wurzeln in den ältesten Böden der Erde. Der berühmteste Boden unten am Kap ist der Malmesbury-Schiefer – so alt, dass selbst Fossilien keinen Platz darin finden. Vor 1000 Millionen Jahren konnte man sich bestenfalls auf die Spur nach zellularem Leben begeben, Wirbeltierchen suchte man vergebens. In den darauffolgenden Jahrmillionen entwickelte sich freilich eine Vielfalt an Fauna und Flora, die keine Vergleiche zu scheuen braucht Allein am Tafelberg findet man mehr unterschiedliche Pflanzenarten als in England. Ganz Südafrika beherbergt 9600 unterschiedliche Pflanzen; und die gilt es zu bewahren.
Das wussten schon die Xan, Südafrikas Ureinwohner, und prägten auch ein Wort dafür. HANNUWA, das glückliche und harmonische Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur. Und es scheint so als würde die südafrikanische Winzerwelt, ihre Institutionen und Organisationen diese kulturelle Vorgabe ernst nehmen. So haben bereits 40% der südafrikanische Winzer ein Manifest unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten,
- nachhaltig zu wirtschaften
- die Wächter ihres Landes zu sein und es auch für zukünftige Generationen zu bewahren.
- eine Kultur des Respekts innerhalb der Land- und Kellerarbeiter zu pflegen
- die einzigartige und wertvolle Diversität der Weinberge zu bewahren
- die Spezifität des südafrikanischen Weinbaus zu hegen und zu pflegen
Schöne Worte, ein wenig schwammig und unspezifisch, könnte man zynisch sagen. Doch würde man den Bemühungen damit sehr kurzsichtig begegnen. Denn zum einen enthält das Dokument natürlich wesentlich präzisere Anleitungen (so geht es z.B. auch um die Pflege und den Erhalt alter, sich in den Weinbergen befindlichen Wandmalereien, um die Restauration von, aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammenden, Farmhäusern, um den Schutz von Ottern in den Flüssen und Leoparden in den Bergen und letztlich natürlich auch um die Pflege bis zu 100 Jahre alter Weinstöcke) zum anderen verlangt das Manifest auch die Umsetzung eines speziellen Weingartenprogramms, das Nachhaltigkeit und Biodiversität in großen Lettern auf ihre Fahnen schreibt.
Ziel der südafrikanischen Weinwirtschaft ist es, in den nächsten drei Jahren einzig und allein nachhaltige und nach den vorgegeben Kriterien produzierte Weine auf den Markt zu bringen – ein ambitioniertes und beeindruckendes Projekt, das wir mit der Wahl unseres Weinsortiments voll unterstützen und von dem man in den europäischen Ländern nur lernen kann.
Ein Märchen, das man sich vor allem in Frankreich erzählt, handelt davon, dass sich die Weinwelt außerhalb des traditionellen europäischen Weinbaus nur um Rebsorten dreht, Terroir, also Herkunft und das, was elementar mit ihm verbunden ist wie der entsprechende Boden, die adäquaten Klimanischen, traditionelle Weinbautechniken, die Menschen, die sie anwenden, kurz die Kultur, die sie prägt nur von sekundärer Bedeutung sind. Dieser eigenwillige Standpunkt ist dumm, ignorant und arrogant und der Verweis darauf, dass sich die großen „winebrands“ der Welt fast durchwegs in der „Neuen Welt“ liegen, macht ihn auch nicht klüger oder gar richtig. Industrielle Weinbau wird, auch wenn einem das nicht Recht sein mag, überall auf der Welt betrieben, qualitativer, handwerklicher, nachhaltiger und terroirbetonter Weinbau allerdings ebenso. Südafrika liefert dafür ein beredtes Beispiel.
In nur zwanzig Jahren, die der südafrikanische Weinkultur seit dem Ende der Apartheid bis jetzt vergönnt waren, hat man eine Vielzahl an Nuancen und Diversitäten zwischen den unterschiedlichen Regionen und Subregionen herausgearbeitet und der fortwährende Blick auf das Land am Kap vermittelt den Eindruck, dass es täglich mehr werden.
Die Gründe, wenn auch nur grob dargestellt, liegen auf der Hand:
- Ein immenses Repertoire an Böden (siehe Geologie) liefert stets unterschiedliche Voraussetzungen für die diversen Rebsorten.
- Eine Vielzahl an Makro-, Meso- und Mikroklimata (siehe Klima) birgt immer wieder neue Herausforderungen für Winzer und Sorte.
- Eine neue Generation an Winzern, oftmals mit einer Ausbildung in Europa, erweitert das Spektrum an Herangehensweisen genauso wie es neue Erkenntnisse im Weingarten und neue Technologien im Keller tun. Dabei deckt dieses Spektrum sowohl Bio-, biodynamische und konventionelle Winzer ab.
- Richtlinien von Seiten önologischer Institute untermauern Südafrikas Spitzenposition in Sachen Nachhaltigkeit (siehe Biodiversität). Diese wiederum hat ganz elementar mit der Gesundheit der Böden und Rebstöcke zu tun und scheint mir elementar für eine präzise Interpretation der jeweiligen Terroirs.
Das klügste Argument für die Unterschiedlichkeit der Terroirs ist es freilich die Weine zu probieren. Einen Syrah von Lammershoek zum Beispiel im Vergleich mit einem von Raka und einem von Creation. Oder meine unterschiedliche Chenin Blanc. Die Unterschiede sind klein, sie liegen im Detail, man spürt sie in Nuancen, doch genau darin liegen die Geheimnisse der Weinwelt und ihrer Terroirs versteckt.
Ein gängiges Klischee der Weinwelt ist es, dass in den Ländern jenseits der Ozeane das Klima nur eine marginale Rolle spielt – es ist warm, die Sonne scheint und ergo sind Jahrgangsunterschiede minimal. In Südafrika werden diese Vermutungen und Vorstellungen auf eine harte Probe gestellt. Und nimmt man sich ein paar Minuten und überlegt, warum das so ist, dann tauchen plötzlich einige naheliegende und doch entscheidende Faktoren auf. Südafrika wird von zwei Ozeanen umspült. Kalte Meeresströmungen, die ihren Ursprung in der Antarktis haben, liefern eine weitere Komponente. Bergketten, die unmittelbar hinter der Küste aufsteigen, beeinflussen genauso wie die Ausrichtung gewisser Täler und die einfallenden Winde. Kurz: Südafrikas zeichnet sich durch unterschiedlichste Klimazonen aus….
- Die Küste: Die Küste ist eminent von den Ozeanen und ihren Strömungen gprägt. Kalte Winde sorgen für stete Abkühlung, die mittleren Temperaturen bewegen sich bei ca. 15°C, während sie hinter den ersten Bergketten bei durchschnittlichen 23°C liegt. Dabei spielt zusätzlich der Benguela-Strom einen wesentlichen Part. Er bringt zwischen Mai und August an der Küste Regen, der in nördlicher und nordwestlicher Richtung beständig abnimmt. Bewässerung ist daher in den küstennahen Weingärten quasi nie notwendig, im Landesinneren jedoch kommt man ohne zusätzliches Wasser nicht durch. Einen weiteren Faktor stellt der „Cape Doctor“ dar, ein vom Südosten einfallender Wind, der seinem Namen alle Ehre macht und potenzielle Pilz-Gefahr durch zuviel Feuchtigkeit einfach wegbläst.
- Das Landesinnere: Das Innere des Landes stellt einen klimatischen Kontrapunkt zur Küste dar. Je weiter es nach Norden und Nordwesten geht, desto mehr nehmen die Niederschläge ab und desto mehr nimmt die Temperatur zu. Doch auch hier kommt es zu Unterschieden, die sich vor allem über das jeweilige Mesoklima manifestieren. Das Mesoklima ist ganz wesentlich von Faktoren wie der Höhe, der Ausrichtung der Weinberge oder Gewässernähe geprägt. Diese können sich von Weingarten zu Weingarten unterscheiden.
Weitere Details finden sie bei der Analyse der jeweiligen Regionen.
In Südafrika befinden wir uns an der Wiege der Menschheit. Hier begann eine ganze Menge und so wundert es wenig, dass selbst die Hänge und Böden, die Erde und die Felsen, auf denen der südafrikanische Weinbau wurzelt von den Zeiten gezeichnet sind. Die ältesten Gesteinsformationen sind aus Malmesbury Schiefer (Malmesbury selbst ist eine Weinbauregion) und knapp 1 Milliarde Jahre alt. So alt jedenfalls, dass es keine fossilen Funde in den Schieferschichten gibt, da es noch keine Wirbeltiere gab. 500 Millionen Jahre später folgten Erosionen, Faltungen und letztlich auch die Entstehung des kontinentalen Afrika. All diese Ereignisse gaben dem heutigen Südafrika sein Form und Struktur und schenkte ihm eine Vielzahl an Bodentypen.
In der Küstenzone dominiert Sandstein, der wiederum oftmals auf Granit baut, während weiter im Landesinneren Schiefer dominiert, wobei Flüsse oder Überschwemmungen auch hier für zusätzliche Variationen sorgen. Rot und Braunerden finden sich in Swartland und den Darling Hills, während Stellenbosch, die vielleicht berühmteste aller südafrikanischen Weinbauregionen vor allem Granitböden aufweist. Dort dominieren meist steile Hänge, die Böden sind stark verwittert und sauer, und halten das stets willkommene Wasser bestens.
Ähnliches lässt sich über die Schieferböden um Malmesbury sagen. Der Untergrund ist steinig, der Boden karg und hart und doch speichern auch diese Böden ausreichend Wasser und Nährstoffe für einen zumeist bewässerungsfreien Weinbau.
Genauere Analysen finden sich bei der Beschreibung der Regionen.