Epizentrum und Kapitale, Ausbildungszentrum und Anziehungspunkt: Stellenbosch ist alles in einem. Wie keine andere Region verkörpert die Gegend rund um die gleichnamige Universitätsstadt südafrikanische Weinkultur. Eine Stunde von Kapstadt entfernt lockt sie Weinliebhaber aus aller Welt und wer glaubt Stellenbosch in ein paar gemütlichen Stunden abgehakt zu haben, irrt gewaltig. Das lässt weder die Vielfalt der Weine zu, die man probieren sollte noch die dramatische Szenerien, in die die Weingüter eingebettet sind.
Weinbau gibt es in Stellenbosch, seit Simon von der Stel 1679 südafrikanischen Boden betreten und erste Rebstöcke in die sandigen Talböden der Region gesetzt hat (er ließ in den Folgejahre weitere 100000 Stöcke auspflanzen). Seitdem sind mehr als 17000 Hektar hinzugekommen, die von einer stets steigenden Anzahl an Weingütern bewirtschaftet werden. Knapp 200 teilen sich auf die sieben Wards auf, in die Stellenbosch unterteilt ist und die allesamt kleine geologische und klimatische Unterschiede aufweisen.
Stellenbosch ist nicht nur Südafrikas Vorzeigeregion und das Zentrum lokaler und internationaler Weinliebhaber, in der einst von holländischen Einwanderern geprägten Stadt befindet sich auch der intellektuelle Schnittpunkt südafrikanischer Weinkultur. Die Stellenbosch University gehört seit Jahren zu den weltweit führenden Institutionen in Sachen Weinbau und Önologie und nahezu jeder Winzer des Landes ist durch seine Säle, Vorlesungen und Laboratorien gegangen. Es ist vermutlich nicht zu vermessen zu behaupten, dass das Nietvoorbij Institute of Viticulture and Oenology die immense Qualität südafrikanischer Weine ähnlich geprägt hat, wie die sie umgebenden Terroirs.
Die basieren in Stellenbosch auf ein paar entscheidenden Komponenten: zum einen prägt die Topographie. Die Twin Peaks, der Simonsberg und der Drakenstein sind allesamt knapp 1500 Meter hoch und bilden eine natürliche Barriere in Richtung Norden. An ihren Hängen bleiben Wolken hängen und regnen ab, sodass man fast generell auf künstliche Bewässerung verzichten kann. Die Berge gehen sukzessive in eine fein modulierte Hügellandschaft über, auf deren Kuppen und Hängen sich erste Weingärten finden, die sich langgezogen in das intensiv bewirtschaftete Tal hinabziehen. In der Ebene sind die Böden vor allem von Schwemmböden und Sand geprägt, während in den Hügeln vor allem verwitterter Tafelberggranit den Ton angibt.
Stellenbosch kann man grundsätzlich zu den kühlen Regionen Südafrikas zählen, was zum einen mit der Höhe vieler Weingärten zu tun hat, zum anderen aber auch mit der Nähe zur False Bay, die, nur wenige Kilometer entfernt, Stellenbosch fortwährend mit kühlen Winden versorgt. Die geben den Rotweinen, allen voran Cabernet Sauvignon aber auch Pinotage und Syrah zusätzlich Struktur mit auf den Weg, lassn ihre Aromen präzise und klar erscheinen und tragen ganz entscheidend zum globalen Renommee der Region bei. Stellenboschs Weißweine hingegen, die sich oftmals in den Hügeln und auf nördlich exponierten Hängen befinden, bekommen dadurch ein Plus an Säure und Gleichgewicht, entwickeln frische und saftige Texturen und ein fein ziseliertes und definiertes Bukett.